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(Gelbe) Blätter bei Cannabis entfernen oder nicht?

Aktualisiert: 15. Nov.

Ein heiß diskutiertes Thema unter Grower*innen ist die Problematik, ob man gesunde, beschädigte oder gelbe Hanfblätter entfernen sollte oder bloß nicht.


Prinzipiell gilt der simple Grundsatz: Leave leaves alone!

Wie jede Pflanze ist auch die Hanfpflanze ein perfekt austariertes Naturwunder, an der kein Blatt überflüssig ist. Hier und da gibt es jedoch Gründe, die das Entfernen einiger Blätter rechtfertigen können. Großflächiges entlauben, ist allerdings niemals sinnvoll!


In diesem Artikel erklären wir die Hintergründe, wägen Pro- und Contra-Argumente ab und gehen der häufig aufkommenden Frage auf den Grund: „Hilft es der Pflanze, wenn ich die großen Fächerblätter entferne, damit mehr Licht an die kleinen Blätter und Triebspitzen gelangt?“

Nahaufnahme eines gelben Blatts an einer outdoor Cannabispflanze.
Viele Grower*innen stellen sich die Frage, ob es sinnvoll ist, gelbe Hanfblätter oder Fächerblätter, die Licht wegnehmen, zu entfernen.


Warum gesunde Blätter unverzichtbar sind

Die Praxis, gesunde große Blätter zu entfernen, mag auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen, da mehr Licht auf die unteren Pflanzenteile fällt. Doch diese Maßnahme hat grundsätzlich erstmal einen gegenteiligen Effekt:


  1. Gesunde Blätter sind für die Hanfpflanze essenziell, um maximale Mengen an Chlorophyll zu produzieren. Chlorophyll ist der Schlüssel zur Photosynthese – dem Prozess, durch den die Pflanze ihre (chemische) Energie gewinnt.

    Durch das Entfernen der großen Fächerblätter wird die Produktion von Chlorophyll verlangsamt, was wiederum das Wachstum der Pflanze hemmt. Anders formuliert: Der Pflanzenmotor läuft mit weniger "Leistung".


  2. Blätter fungieren als Nährstoffdepots, insbesondere für mobile Nährstoffe. Bei zunehmenden Nährstoffmangel, verschiebt die Cannabispflanze ihre Nährstoffe in die jungen Triebspitzen. Dort werden sie am meisten benötigt, um zu überleben und zu wachsen (und andere Pflanzen potenziell zu verdrängen).

    Mit dem Entfernen gesunder oder gelber Blätter, entfernst du also auch die „Notfallration“ der Hanfpflanze. Sobald ein Blatt stark beschädigt ist, ist es allerdings auch als Notreserve unbrauchbar.

Eine große vitale Cannabispflanze mit tannenbaumförmigen Blütenständen im Garten.
Bei einer gesunden Hanfpflanze sollten nicht ohne driftigen Grund Blätter entfernt werden.


Stress als Wachstumsbremse

Das Entfernen gesunder Blättern bedeutet Stress für die Hanfpflanze. Cannabis  reagieret empfindlich auf Stressfaktoren, was zu Wachstumshemmungen, vermindertem Ertrag und manchmal sogar Krankheiten oder Zwittern führen kann.


Es ist also ratsam, die gesunden Blätter an der Pflanze zu belassen und nur beschädigte oder tote Blätter zu entfernen.


Manch eine*r wird nun denken: Aber es gibt doch Low-Stress-Trainings (LST) und ähnliche Beschneidungstechniken. Obacht: Hier wird kontrollierter Stress in einem Pflanzenstadium erzeugt, in der die Cannabispflanze damit umgehen kann. Beispielsweise in einem robusten Moment der vegetativen Periode oder sehr frühen Blütephase. Kontinuierlicher Stress ist dagegen ein „Ertrags-Killer“.

Zwei junge Hanfpflanze die mit der Mainlining Technik beschnitten und heruntergebunden wurden.
Bei einigen Bescheidungstechniken werden robuste Hanfpflanzen bewusst entlaubt und zurückgeschnitten, um die Wuchsform zu manipulieren. Hier zu sehen "Mainlining" in der frühen vegetativen Phase - eine Technik für erfahrene Grower*innen.



Welche Blätter an Hanfpflanzen können entfernt werden?

Um eine gesunde und produktive Pflanze zu fördern, sollte man sich auf das Entfernen von abgestorbenen oder mehr als 50 Prozent beschädigten Blättern beschränken.


Derartige Blätter tragen ohnehin nicht mehr zur Photosynthese bei und können die Pflanze nur zusätzlich belasten.


Ebenso ist es sinnvoll, spindeldürre Äste und Triebe zu entfernen, die nicht ausreichend Licht erhalten. Diese nehmen der Pflanze Energie, ohne einen nennenswerten Beitrag zum Ertrag zu leisten und behindern die Lichtausbeute und Luftzirkulation.


Das gezielte Zurückschneiden von unteren Ästen kann ebenfalls sinnvoll sein. Dadurch konzentriert die Pflanze ihre Energie auf das Wachstum in den oberen Bereichen, was zu einer besseren Entwicklung der Blüten führen kann. Wichtig dabei ist, die Äste sauber am Stamm zu entfernen, um zu verhindern, dass Reste verrotten und Schädlinge oder Krankheiten anziehen.

 

"Leave leaves alone! Das Entfernen von Blättern verlangsamt die Chlorophyllproduktion, stresst die Pflanze und hemmt ihr Wachstum. Entferne möglichst nur abgestorbene Blätter oder Blätter, die zu mehr als 50 Prozent beschädigt sind."
Cannabis Pflanze im Garten mit vielen Blüten und einigen gelben Blättern.
Die Blattfarbe ist der wichtigste Indikator für den Gesundheitszustand deiner Cannabispflanze. Werden vergilbte Blätter ohne Grund entfernt, kann nicht nachvollzogen werden, ob sich der Zustand verbessert oder wie sich Mangelerscheinungen entwickeln. Zudem fungieren Blätter als Nährstoffdepot und verschieben Nährstoffe.


Regeln: Blättern bei Cannabis entfernen


  • Grüne, gesunde Cannabis Blätter - nicht entfernen!

    Sie sind der Motor deiner Cannabispflanze, produzieren Chlorophyll und damit chemische Energie aus Photosynthese.


  • Hellgrüne oder leicht gelbe Blätter - nicht entfernen!

    Die Pflanze verschiebt die restlichen mobilen Nährstoffe in Bereiche, wo sie benötigt werden. Außerdem sind sie dein Indikator für das voranschreiten von Nährstoffmängeln und Problemen.

 

  • Innenliegende Blätter und junge Triebe - können entfernt werden!

    Sofern sie derart im inneren der Hanfpflanze liegen, dass sie ohnehin niemals wirklich Licht erhalten werden und nur die Luftzirkulation verhindern.

 

  • Zu mehr als 50% braune Blätter - sollten entfernt werden

    Sie fallen ohnehin ab und fungieren als Krankheits- und Schimmelquelle.


WICHTIG: Bei Hanf Jungpflanzen gelbe Blätter bitte niemals entfernen!

Die sensiblen Jungpflanzen benötigen alle Nährstoffe und verschieben mobile Nährstoffe bei Nährstoffarmut. Hellgrüne oder gelbe Blätter bei Cannabis Jungpflanzen sind ein sicheres Indiz für Probleme - meist Übergießen oder Nährstoffmangel!

(Eine Ausnahme bilden die beiden untersten Keimblätter. Dies sterben früher oder später ab und werden nicht benötigt.)


Übersicht über drei Typen von kranken, gelben und braunen Cannabisblättern, die beobachtet oder entfernt werden sollten.
Orientierungshilfe für den Zustand von Hanfblätter: Blätter die komplett beschädigt sind, können bedenkenlos entfernt werden.


Tipps zur Entfernung gesunder und kranker Cannabisblätter

Gesunde, grüne Blätter

Gelbliche Blätter

Mehr als 50% beschädigte oder braune Blätter

 In der frühen Blütephase (Blütewoche 1-3) können Große Sonnensegel an Hauptrieben vereinzelt entfernt werden, sofern sie die Luftzirkulation oder die Beleuchtung der Blüten massiv beeinträchtigen.

 

Dabei gilt es zwischen den Vor- und Nachteilen abzuwägen:

 

Pro "Entfernen: Schimmelgefahr wird reduziert und Lichtausbeute an den Cannabis Buds etwas erhöht.

 

Contra "Entfernen": Photosyntheseleistung wird beeinträchtig, die allgemeine Pflanzenentwicklung verlangsamt sich und mobile Nährstoffdepots werden entfernt.

Vergilbende Hanfblätter sollten nicht entfernt, sondern beobachtet werden. Sie sind ein Anzeiger dafür, dass etwas mit der Cannabispflanze nicht stimmt.

 

Entweder liegt ein Nährstoffmangel oder Schädlingsbefall vor. Es gilt nun Gegenmaßnahmen einzuleiten. Das bedeutet: Düngen bzw. die Schädlinge zu bekämpfen.

 

Den Erfolg und Fortschritt deiner Maßnahmen, kannst du am besten an der Blattverfärbung ablesen.

 

Entwickeln sich sich (innerhalb von 1-2 Wochen) wieder Richtung grün, bist du auf dem richtigen Weg.

Können jeder Zeit entfernt werden, da sie ohnehin wertlos für die Pflanze sind. Die Blätter werden von der Cannabispflanze bereits nicht mehr versorgt und fallen ohnehin selbständig ab.

 

Im ungünstigsten können sich Schimmel oder Krankheiten an dem verwelkten Laub festsetzen.

 

Wichtig: Bevor die Blätter entfern werden, sollte geklärt werden, warum sie abgestorben sind. Möglich wäre: Starker Nährstoffmangel, mechanische Beschädigung, Sonnenbrand, Schädlinge oder zu wenig Licht (tritt nur bei tief innenliegen Blättern auf).



Gesunde Blätter & Triebe entfernen: indoor vs. outdoor

Ein Entfernens innenliegender dünner und schwach ausgebildeter Äste, Triebe und Blättern ist vollkommen legitim. Das verbessert die Luftzirkulation innerhalb der Pflanze.


Eine gute Luftzirkulation hilft, das Risiko von Schimmel und Krankheiten zu reduzieren und fördert ein buschiges Wachstum. Gleichzeitig wird es dem Licht ermöglicht, tiefer in das Innere der Hanfpflanze einzudringen, was den gesamten Ertrag steigern kann.


Große Sonnensegel (Fächerblätter) sollten möglichst nicht entfernt werden.


Indoor Anbau:

  • Durch den Einsatzes einer statischen Lichtquelle, kann es passieren, dass im Verlauf der Blütephase einige Buds kaum Licht bekommen. Hier kann in Ausnahmefällen das ein oder andere Sonnensegel entnommen werden.

    Auch die Entnahme einzelner innenliegender Blätter zur besseren Belüftung kann Sinn machen.

  • Eine beliebte Praxis ist zum Blütebeginn nochmal großflächig zu entlauben (z.B. Lollipopping).

    Don’t do it – die ein oder andere besonders schöner Blüte mag so entstehen, prinzipiell wird die Pflanze aber extrem gestresst und hat danach nur noch einen Bruchteil ihrer Photosyntheseleistungen und ist einem Großteil ihrer mobilen Nährstoffdepots beraubt. Der Ertrag wird auf jeden Fall geschmälert!

Outdoor Anbau:

  • Der wandernde Sonnenstand beleuchtet die Hanfpflanze aus verschiedenen Einfallswinkeln. Daher ist ein Entfernen von Blättern zur Optimierung der Ausleuchtung nicht notwendig.

  • Allerdings macht es Sinn, innenliegende schwache Triebe zu entfernen, die gar kein Sonnenlicht erhalten.

    Sie werden später keine hochwertigen Buds liefern und behindern die Luftzirkulation im Inneren der Cannabispflanze, was die Schimmelgefahr massiv erhöht. Und Outdoor-Grower*innen wissen: Schimmel ist eines der größten Probleme beim Outdoor Anbau!

Große buschige Cannabispflanze im Garten mit vielen Blütenständen.
Bei sehr dichtwachsenden Cannabispflanzen kann es Sinn machen, innenliegende Triebe zu entfernen, um die Luftzirkulation zu verbessern. Es ist sinnvoller ganze Triebe zu entfernen, als einzelne Blätter.


Fazit: Nur beschädigte Blätter entfernen

Gesunde Blätter sind für die Entwicklung einer starken und ertragreichen Cannabispflanze unerlässlich.


Das Entfernen großer Sonnensegel (Fächerblätter) mag auf den ersten Blick manchmal sinnvoll erscheinen, hat jedoch meist negative Auswirkungen auf Wachstum, Gesundheit und Ertrag deiner Cannabispflanze.


Es ist am besten, möglichst nur abgestorbene oder stark beschädigte Blätter zu entfernen sowie dünne innenliegende Zweige, die keine Energie mehr erhalten, zurückzuschneiden.


Damit deine Hanfpflanze ihr volles Potenzial ausschöpfen kann, was sich wiederum im Ertrag niederschlagen wird.


Merke dir also: Das Entfernen großer Fächerblätter (Sonnensegel) erhöht die Produktivität der Hanfpflanze NICHT, auch wenn diese Vorgehensweise den kleinen Blättern und Wachstumsspitzen mehr Licht liefert. Pflanzen benötigen alle ihre Blätter, um die größtmögliche Menge an Chlorophyll und Nahrung zu produzieren.




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